Zeilenumbrüche sind nicht korrekt

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swotky
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Zeilenumbrüche sind nicht korrekt

Beitrag von swotky »

Tagchen an alle LaTeX Freunde,
ich weiß eigentlihc sollte man bei einem solchen Wetter am See liegen und sich von der Sonne braten lassen. Aber ich muss leider noch was tun.

Wie in meinem ersten Beitrag schon geschrieben bin ich absoluter Anfänger. Nun habe ich meine ersten Seiten in LaTeX verfasst un bin schon ganz stolz drauf. btw: Super Anleitung für die erste Installation habt ihr HIER. Sonst wäre ich doch echt verloren gewesen.

Aber zurück zur Frage. Warum bricht LaTeX oftmals die Zeilen nicht richtig um und schreibt über den Rand?? Dann gibt es immer diese overfull Boxes. Und manchmal sieht man es auch richtig. Kennt der keine Rechtschreibreform?

Gibt es eigentlich generell verschiedene Schriftarten in LaTeX?

Hoffe ihr könnt mir helfen.

Gruß
swotky

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KOMA
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Re: Zeilenumbrüche sind nicht korrekt

Beitrag von KOMA »

swotky hat geschrieben:Aber zurück zur Frage. Warum bricht LaTeX oftmals die Zeilen nicht richtig um und schreibt über den Rand?? Dann gibt es immer diese overfull Boxes. Und manchmal sieht man es auch richtig. Kennt der keine Rechtschreibreform?
In Ermangelung eines vollständigen Minimalbeispiels kann ich nur ins Blaue hinein raten. Als Ursache für Dein Problem bietet sich an:
  • Du schreibst auf Deutsch, hast das LaTeX aber nicht mitgeteilt, so dass es mit aktivierten englischen statt deutschen Tennmustern trennt. Die Umschaltung machst Du am besten mit dem babel-Paket:
    \usepackage[ngerman]{babel}
    Bitte auch die zugehörige Anleitung lesen!
  • Du verwendest das Standard-7-Bit-Fontencoding OT1 von LaTeX. In diesem Fall werden Umlaute und andere Sonderzeichen aus mehreren Zeichen zusammengesetzt. Wörter, die diese Zeichen enthalten können dadurch nicht automatisch getrennt werden. Die De-TeX-FAQ (siehe meine Signatur) empfiehlt in diesem Fall als Lösung das 8-Bit-Fontencoding T1 mit:
    \usepackage[T1]{fontenc}
    Das allein schaltet dann gleichzeit von der Standard-Schrift Computer Modern (CM) zur Schrift European Computer Modern (EC), die einige Mängel aufweißt. Außerdem liegt diese bei vielen TeX-Distributionen nicht mehr per vorinstalliertem Standard als Type-1 Schrift vor. Das führt wiederum dazu, dass man entweder mehr oder weniger mühsam erst noch cm-super installieren muss oder in PDF-Datei Pixelschriften bekommt, die man nicht haben will. Abhilfe schafft zusätzlich das Paket lmodern zu verwenden, mit der man dann Latin Computer Modern als Schrift bekommt:
    \usepackage[T1]{fontenc}
    \usepackage{lmodern}
  • Du hast viele Komposita mit Bindestrich. Komposita mit Bindestrich sollten normalerweise nur am Bindestrich getrennt werden. Daraus ergeben sich aber bei der Häufig solcher Komposita erhebliche Umbruchprobleme. Für Deutsch bietet das Paket babel deshalb verschiedene Möglichkeiten, weitere Trennstellen zu erlauben. Zum einen gibt es ein Shortcut für spezielle Bindestriche, zum anderen gibt es einen Shortcut, der eine zusätzliche Trennmöglichkeit einfügt, nach der der Trennalgorithmus wieder gültig ist. Näheres erklärt die Anleitung zu dem Paket.
TeX macht übrigens keinen Zeilen- sondern einen Absatzumbruch. Das bedeutet, dass eine Änderung an beliebiger Stelle im Absatz zu einem komplett anderen Umbruch führen kann. TeX bewertet dabei den Umbruch nach verschiedenen Parametern. Über den Rand hinaus wird dann geschrieben, wenn es überhaupt keinen Umbruch findet, der diesen Parametern entspricht. Da deutsche Wörter leider oftmals lange Buchstabenfolgen ohne Trennmöglichkeit enthalten (man denke nur an untrennbare Wörter wie nicht), ist es bei schwierigen Texten manchmal notwendig TeX zu erlauben, zusätzlichen Abstand zwischen den Worten einzufügen. Eine Angabe von
\setlength{\emergencystretch}{1em}
sollte normalerweise genügen. Damit wird TeX erlaubt, ein Geviert mehr horizontalen Leerraum in einer Zeile zu verteilen, als eigentlich gut für die Zeile ist. Warum man hingegen nicht das oft empfohlene \sloppy verwenden sollte, wird in l2tabu (siehe meine Signatur) recht gut erklärt.

Übrigens: Falls Du das Inputencoding noch nicht deklariert hast, aber Sonderzeichen direkt eingibst, solltest Du das nachholen. Anderenfalls wird das allenfalls zufällig korrekt getroffen. Windows-Anwender verwenden üblicherweise
\usepackage[ansinew]{inputenc}
Unix-Anwender verwenden hingegen je nach Terminal- bzw. Editor-Einstellung
\usepackage[latin1]{inputenc}
oder
\usepackage[utf8]{inputenc}
Die Verwendung von latin1 stellt einen guten Kompromiss dar, wenn an einem Dokument sowohl unter Windows als auch unter Linux gearbeitet wird. Besser wäre dann allerdings utf8, was aber einen utf8-fähigen Editor unter Windows voraussetzt (unter Linux können das fast alle).

Ich hoffe, das hat Dir geholfen dieses Problem zu beseitigen.
swotky hat geschrieben:Gibt es eigentlich generell verschiedene Schriftarten in LaTeX?
Ja, viele, viele, viele. Man Unterscheidet dabei aber zwischen der Schrift selbst, die man ggf. auch kaufen muss, und der Schrifteinbindung. Näheres dazu ist u. a. in der Anleitung zu der Einbindung der Standard-Postscript-Schriften, psnfss2e, und im fontinstallationguide zu finden. In The TeX Catalogue findet man AFAIK ebenfalls Pakete zur Schrifteinbindung.

Deiner Frage entnehme ich, dass Du absoluter Anfänger bist und offenbar noch nicht viel zu LaTeX gelesen hast. Ich empfehle zumindest einmal l2kurz komplett durchzuarbeiten. Bei Fragen sollte man außerdem auch noch die De-TeX-FAQ per Volltextsuche durchsuchen. Dazu ist es praktisch, wenn man die Textversion davon auf dem eigenen Rechner hat.

swotky
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Beitrag von swotky »

Oha,
das ist ja mal eine ausfürhliche Antwort. Postet ihr hier immer so? Tut mir leid das ich das Minimalbeispiel vergessen habe. Aber scheinbar braucht ihr das auch nicht ;-). Die Antwort war auch so super zum verstehen.

Habe einiges über LaTeX erfahren was ich noch nicht wusste. Die verschiedene Erklärungen zu dem Verhalten von LaTeX waren sehr hilfreich. Ich habe mich nun für folgenden Header entschieden. Ach ja und btw der Umbruch funktioniert jetzt tadellos...
\usepackage[T1]{fontenc}
\usepackage{lmodern}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\setlength{\emergencystretch}{1em}
Werde mir auch den Hinweis zur Brust nehmen und l2kurz durcharbeiten. Hier übrigens der Link aus Komas Signatur http://www.ctan.org/get/info/lshort/german/l2kurz.pdf

Welches Buch von den Büchern die hier empfohlen werden, ist eigentlich richtig gut? Gibt es da etwas, was ihr empfehlen würdet für einen Einsteiger. Ich verlasse mich nämlich nicht so gerne auf die unzähligen Amazon Rezesionen. Die erscheinen mir manchmal nicht sehr kompetent.

Ich hatte gerade noch eine Frage, aber die ist mir irgendwie entfallen. Hmmmm..:?...naja egal....wenn es mir wieder einfällt meld ich mich.

Vielen Dank für diese aussergewöhnlichen Antworten.

Gruß
Swotky

pospiech
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Beitrag von pospiech »

Zu den Überlangen Zeilen: Das liegt daran das LaTeX nicht umbrechen kann weil es keine sinnvollen Umbruch/Silbentrennung finden kann. Da hilft grundsätzlich nur entweder LaTeX helfen umzubrechen - gerade bei langen Fachbegriffen kennt LaTeX keine Regel zur Trennung, oder den Satz umzuformulieren.

Die unschöne Lösung wäre sichtbare Lücken im Text inkauf zu nehmen und dadurch überstehende Zeilen zu verhindern. So machen es Word & Co.

Zu den Schriften. Es gibt duzende bis hunderte. Siehe auch
http://www.matthiaspospiech.de/latex/do ... schriften/
http://www.matthiaspospiech.de/latex/vo ... -mit-latex

Zu Bücher und Dokumentationen hier weitere Listen
http://www.matthiaspospiech.de/latex/do ... nfuehrung/
http://www.matthiaspospiech.de/latex/do ... n/buecher/

Reviews von ausgewiesenen LaTeX Experten zu einigen Bücher sind hier nachzulesen:
ftp://ftp.dante.de/tex-archive/info/dig ... k_reviews/

Matthias

TheJR

Großes Dankeschön

Beitrag von TheJR »

Stolperte erst jetzt über diesen Beitrag und möchte sagen:
Danke, habe gleich 2 der Lösungen gebraucht bis sich mein Text richtig formatierte.
Danke für die ausfühlriche Antwort incl. der Erklärungen

*Daumen hoch*

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