utf8x is dead?

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ClintEastwood
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utf8x is dead?

Beitrag von ClintEastwood »

Hallo zusammen,

Ich arbeite jetzt schon lange mit LaTeX und bin vollstens überzeugt. Da ich viel mit diakritischen Zeichen arbeite (z.B.: ʾ, ā, ṯ, ǧ, ḥ, ḫ, ḏ, š, ṣ, ḍ, ṭ, ẓ, ʿ, ġ, ū, ī) hatte ich bisher in der Präambel
\usepackage[utf8x]{inputenc}
Das gab mir wunderbar das gewünschte Ergebnis: ich konnte diese zeichen schreiben.

Allerdings - bei Benutzung von biblatex - wird das package ucs nicht mehr unterstützt und somit utf8x auch nicht mehr. Außerdem benötigt ein weiteres Package, das ich nutze, utf8 (ohne x).
Also ist insgesamt gesehen für mich utf8x Geschichte.

Wenn ich jetzt in Zukunft utf8 (ohne x) benutzen muss/werde, welche Möglichkeit gibt es dann direkt diese Zeichen (ā, ṯ, etc.) einzugeben? "Direkt" heißt ohne Umwege wie \={a}.

Ich suche schon lange eine Lösung und wundere mich einfach, dass es nicht einfach so geht. Warum z.B. kann ich ohne Probleme ä, ö, ü, ß - und vor allem: š und ž - eingeben? Es scheint also schon eine gewisse Unterstützung für diese Zeichen zu geben. Warum nicht für alle bzw. wie kann ich das erweitern? Warum kommt nicht einfach unicode raus, wenn ich unicode eingebe?

Schöne Grüße und vielen Dank,
Clint

ClintEastwood
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Beitrag von ClintEastwood »

achja: mein neuester versuch war das über das package "selinput" zu lösen, so dass ich über
\usepackage{selinput}
\SelectInputMappings{
		adieresis={ä},
		germandbls={ß},
		Euro={€},
		amacron={ā},      %% Das hier ist natürlich ein kleines a mit Strich oben drüber
				}
all meine Sonderzeichen definiere und später so eingeben kann.
auch das hat nicht geholfen.
Der Versuch, den ich davor gestartet habe, war über die AutoCompletion.plst von TeXShop mir die Eingabe "ā" in "\={a}" uminterpretieren zu lassen. Das macht allerdings einen möglichen Text mit vielen Sonderzeichen unlesbar.

Grüße,
Clint

phi
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Beitrag von phi »

Das inputenc-Paket übersetzt im Wesentlichen alle Nicht-ASCII-Eingabezeichen in die entsprechende LaTeX-Kodierung, d.h. ä wird zu \"a usw. Allerdings gilt das standardmäßig nur für die Zeichen, die in den Schriftkodierungen T1 und OT1 vorhanden sind, die anderen musst du selber definieren:
\documentclass{minimal}
\usepackage[utf8]{inputenc}
\DeclareUnicodeCharacter{0101}{\=a}
\begin{document}
ā
\end{document}
Alternativ kannst du dir überlegen, auf eine Unicode-fähige Engine wie XeTeX oder LuaTeX umzusteigen.

ClintEastwood
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Beitrag von ClintEastwood »

so einfach ist das also? hmmm. Dankeschön. Und ich doktore daran schon seit Wochen herum...

Interessant auch, dass Forensuche und Google nicht geholfen haben, obwohl es derart einfach ist.

Bei "ā" hat es schon funktioniert. Ich mache mal die anderen...

ClintEastwood
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Beitrag von ClintEastwood »

Okay,

ich denke, ich konnte alles lösen, bis auf einen Buchstaben: ḫ, bzw. Ḫ.
Der kommt auch in der Comprehensive Symbol List nicht vor, bzw. kommt keine alternative vor für das "breve below" (also das Häckchen unter dem Buchstaben)

Des Weiteren ist mir dadurch aufgefallen, dass (eigentlich nur, wenn man den Text kursiv setzt) man schon sieht, welche Schriftart gut sich einfügt und welche nicht. So schön ich libertine finde, die diakritischen Zeichen bei Kursivdruck wirken als wären sie an der falschen Stelle, also leicht verrutscht. Bei lmodern, bzw. palatino sah das besser aus...
Hmmm... welche Schriftart/-familie nehme ich denn jetzt?

So log,
Clint

ClintEastwood
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Beitrag von ClintEastwood »

ClintEastwood hat geschrieben:ich konnte alles lösen, bis auf einen Buchstaben: ḫ, bzw. Ḫ.
update:
Ich konnte den tief, tief, tief in den Tiefen des ucs-packages finden:
\gdef \charettesubbreve#1{\oalign{#1\crcr\hidewidth
   \vbox to.2ex{\hbox{\ifnum\fontdimen1\font=0%
     \kern-0.0em\else\kern-0.40em\fi\u{}}\vss}\hidewidth}}

\DeclareUnicodeCharacter{1E2A}{\charettesubbreve{H}}
\DeclareUnicodeCharacter{1E2B}{\charettesubbreve{h}}
Allerdings muss man bemerken, dass das (selbst bei lmodern) im kursiven etwas verrutscht aussieht...

phi
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Beitrag von phi »

Das Verrutschen dürfte dadurch bedingt sein, dass die meisten Zeichen mit Diakritika durch einen relativ simplen Algorithmus aus dem Basis- und dem Diakritikumzeichen zusammengesetzt werden, im Gegensatz zu den in der T1-Schriftkodierung verfügbaren zusammengesetzten Zeichen wie Ä usw., die eigens designt wurden. Für mehr als diese Zeichen ist in der T1-Kodierung kein Platz, da die alten 8-Bit-Kodierungen insgesamt nur 256 Zeichen umfassen. In deinem Fall würde ich deswegen stark zum Umstieg auf LuaLaTeX/XeLaTeX raten, wo du sämtliche Schriften und Unicode-Zeichen benutzen kannst:
\documentclass{minimal}
\usepackage{fontspec}
\setmainfont{Linux Libertine}
\begin{document}
\itshape
ʾ, ā, ṯ, ǧ, ḥ, ḫ, ḏ, š, ṣ, ḍ, ṭ, ẓ, ʿ, ġ, ū, ī
\end{document}

ClintEastwood
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Beitrag von ClintEastwood »

Hey phi,

das ist sehr interessant, was du da sagst. Vielen Dank. Nachdem ich vor ein paar Wochen im Netz etwas über LuaTeX gelesen habe, dachte ich mir auch, ob das nicht etwas für mich wäre. Ich muss nämlich ab und an auch arabische Texte setzen - manchmal in Umschrift (deshalb die Sonderzeichen) und manchmal in arabischer Schrift. Beides ist offenbar mit LaTeX etwas kompliziert und das Ergebnis nicht 100% überzeugend.

Wie weit entwickelt ist denn LuaTeX? Weißt du das? Bzw. FALLS ich LuaTex wählen wollte (da man ja sagt, dass sei das TeX-Prog der Zukunft), wie sollte ich damit anfangen.
Zu XeLaTeX: warum wird denn nicht allgemeint XeLaTeX benutzt, wenn es doch gewisse Stärken aufweist, die LaTeX2e nicht hat. wo liegen die Schwächen.

Prinzipiell benötige ich für meine Arbeit einige Funktionalität:
- Diakritische Umschriftzeichen
- Arabische Schrift
- Bibliographie- und Zitierzeug (BibLatex)
- Indexerstellung

Ja, ich glaube das ist alles.
Ich wäöre gewillt insgesamt umzustellen z.B. auf LuaTeX und da gegebenenfalls auch irgendwie mitzuwirken. Aber eben nur, wenn ich mir sicher sein kann, dass ich auf diese Funktionen zählen kann...

Was meinst du dazu?

Schöne Grüße,
Clint
Zuletzt geändert von ClintEastwood am Mi 3. Sep 2014, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.

phi
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Beitrag von phi »

ClintEastwood hat geschrieben: Wie weit entwickelt ist denn LuaTeX? Weißt du das? Bzw. FALLS ich LuaTex wählen wollte (da man ja sagt, dass sei das TeX-Prog der Zukunft), wie sollte ich damit anfangen.
Die meisten Bereiche von LuaTeX sind mittlerweile relativ stabil, aber es handelt sich nach wie vor um eine Beta, und es gibt durchaus noch Probleme, die bei pdfTeX seit langem nicht mehr auftreten. Im konkreten Fall musst du entscheiden, ob du etwas experimentierfreudiger sein willst oder lieber auf Stabilität setzt.
Für konkrete Fragen zu LuaLaTeX sind die Mailinglisten zu LuaTeX und LuaLaTeX am besten geeignet, da dort die Experten und Entwickler direkt antworten.
Zu XeLaTeX: warum wird denn nicht allgemeint XeLaTeX benutzt, wenn es doch gewisse Stärken aufweist, die LaTeX2e nicht hat. wo liegen die Schwächen.
XeTeX ist ebenfalls noch Beta und erreicht deshalb nicht die Stabilität von pdfTeX. Bis vor kurzem hat XeTeX keine mikrotypografische Erweiterungen unterstützt, auch jetzt wird von den von pdfTeX unterstützten Erweiterungen lediglich der Randausgleich unterstützt (siehe Tabelle 1 auf Seite 7 der microtype-Anleitung). Ein paar Befehle aus pdfTeX stehen in XeTeX nicht zur Verfügung und lassen sich auch nicht so einfach in Lua implementieren, wie das bei LuaTeX der Fall ist (pdftexcmds-Paket).
Prinzipiell benötige ich für meine Arbeit einige Funktionalität:
- Diakritische Umschriftzeichen
Geht mit pdfTeX wie oben beschrieben oder mit XeTeX oder LuaTeX durch direkte Eingabe.
- Arabische Schrift
Geht auch mit pdfTeX (arabtex-Paket) und XeTeX (Direkteingabe, arabxetex-Paket), sicher auch per Direkteingabe mit LuaTeX.
- Bibliographie- und Zitierzeug (BibLatex)
- Indexerstellung
Ist weitgehend unabhängig von der Engine und sollte problemlos mit allen Engines funktionieren.
Ich wäöre gewillt insgesamt umzustellen z.B. auf LuaTeX und da gegebenenfalls auch irgendwie mitzuwirken. Aber eben nur, wenn ich mir sicher sein kann, dass ich auf diese Funktionen zählen kann...
Prinzipiell ist die Funktionalität vorhanden, aber wie es praktisch aussieht, weiß ich nicht. Google aber mal nach "lualatex arabic" und "xelatex arabic", da finden sich etliche relevante Beispiele.

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Beitrag von iTob »

phi hat geschrieben:
- Bibliographie- und Zitierzeug (BibLatex)
- Indexerstellung
Ist weitgehend unabhängig von der Engine und sollte problemlos mit allen Engines funktionieren.
Hi, ich klink mich jetzt mal ein, auch wenn es inzwischen sehr OT ist …
Wie ist es denn mit BibTeX und utf8? Das geht doch nicht, oder? Ist Biber die entsprechende alternative?

Geht Randausgleich denn inzwischen mit dem „normalen“ microtype Paket oder nur mit der Beta-Version?

Tobi

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